Respekt, oida!

Work-Life-Balance, Burnout, Afterwork oder nice chillen: Diese Begriffe hat es in der Zeit unserer Urgroßeltern und Großeltern noch nicht gegeben. Einen Einblick in den burgenländischen Alltag um 1800 bis 1950 zeigt das Landesmuseum Burgenland in der Dauerausstellung „Tradition und Brauchtum“.

von Elisabeth Hess

Ein burgenländisches Sprichwort lautet: A sitzanda Kraun reskiert sein Leibn. Auf Hochdeutsch heißt das: Nichts tun ist gefährlich. Zum Glück ist es selten gefährlich geworden; denn: es wurde ordentlich gehackelt! Die burgenländische Bevölkerung war in der Zeit von 1800 bis 1950 vorwiegend bäuerlich geprägt und die Arbeit vom Rhythmus der Natur abhängig. Dienst nach Vorschrift war Fehlanzeige, ein Arbeitstag konnte 15 bis 16 Stunden dauern. Hackln-Redakteurin Elisabeth Hess hat sich mit der Kuratorin der Ausstellung, Elke Ferderbar, über den Arbeitsalltag im Burgenland unterhalten.

 

„Der Begriff von Freizeit, wie wir ihn heute kennen, ist sehr jung.“

Elke Ferderbar, Kuratorin

„Die Arbeit in der Landwirtschaft war stark vom Rhythmus der Natur abhängig. Im Sommer, wenn die Sonne lang geschienen hat, konnte ein Arbeitstag 15 bis16 Stunden dauern“, erzählt Elke Ferderbar im Interview mit „hackln“. Im Gegensatz dazu sei ein Arbeitstag im Winter viel kürzer gewesen, da man mit den Hühnern aufgestanden und wieder schlafen gegangen sei.

Nach der Arbeit an seine „Me-Time“ zu denken, oder „an liawn Maun sein loussn“, also faulenzen, war nicht drin, denn „der Freizeitbegriff, wie wir ihn heute kennen, ist sehr neu“, so die Kuratorin der Ausstellung. In den Winterabenden sind gemeinschaftliche Arbeiten, etwa am Spinnrad, erledigt worden. Nicht zu vergessen: Der verpflichtende Kirchgang. „Nach dem Kirchgang sind die Männer gerne ins Gasthaus gegangen, aber die Frauen mussten wieder nach Hause gehen und kochen“.

Heint hob i kuan Leiffl za wos. Heute habe ich auf gar nichts Lust – das könnten die burgenländischen Frauen bei der Hausarbeit gesagt haben. Diese war nämlich – verglichen zur heutigen Hausarbeit – schwere körperliche Arbeit. Während wir heute die Wäsche einfach in die Waschmaschine geben, den Knopf drücken und uns zurücklehnen, wurde die schmutzige Kleidung im Wasser eingeweicht, geschrubbt und geprackt.

Während das Reparieren von kaputten Gegenständen heutzutage wieder trendig ist, war es früher eine Selbstverständlichkeit, erklärt Ferderbar: „Früher wurden viele Dinge repariert, vor allem im Winter. Auch die Kleidung: Das wurde alles geflickt und erneuert.“

Das Prinzip des Afterworks hat es aber schon ansatzweiße gegeben: Etwa beim Federzipf. „Das Federnschleißen war eine gemeinschaftliche Tätigkeit von Frauen in der kalten Jahreszeit. Am Schluss dieser Arbeit stand das Fest, das man Federzipf genannt hat. Da hat man getrunken, gesungen, gegessen und in manchen Orten auch mit Musik getanzt.“

Die Vergangenheit der burgenländischen Großeltern und Urgroßeltern war von Fleiß, Demut und Traditionen geprägt. Respekt, oida!

Ein altes Bügeleisen